Gertraud Gruber – die Grande Dame
der Ganzheitskosmetik

Eine Pionierin mit Herz, Verstand, Humor und Mut

* 24. Mai 1921       † 12. März 2022

Körper und Geist beweglich halten, Gesundes Essen, der Haut etwas Gutes tun und immer mal wieder tief durchatmen. – Was aktuell landauf-landab in Wellnesseinrichtungen und Spas gepredigt wird, bildet seit über 65 Jahren die Essenz ihres beruflichen Wirkens.

1955 gründete Gertraud Gruber in Rottach-Egern am Tegernsee die 1. Schönheitsfarm Europas. Sie verwirklichte dort alles, was im heutigen Verständnis von Ganzheitlichkeit zusammengehört – mit einem wichtigen Unterschied: Gertraud Gruber ging diesen Weg zu einer Zeit, in der die Kosmetikbranche, aber auch die Frauen selbst, unter „Schönheit“ in erster Linie das Verstecken von äußerlichen Unzulänglichkeiten verstanden. Dass die Pionierin selbst das beste Beispiel für die Wirksamkeit ihrer Ideen darstellte, ist schon oft beschrieben worden.

Ihr Name ist längst ein Markenzeichen. Gertraud Gruber galt unter Experten als die „Grande Dame der Ganzheitskosmetik“. Schönheit, das war für sie seit jeher „sichtbare Gesundheit“. In logischer Konsequenz verstand und versteht sich Schönheitspflege à la Gertraud Gruber als vorsorgende Gesundheitspflege, bei der erstklassige Präparate und unverwechselbare Behandlungen mit gesunder Ernährung, sinnvoller Bewegung und dem Streben nach innerer Harmonie Hand in Hand gehen.

Zu ihren aktiven Zeiten lebte die Gründerin selbst  ihren „Gästinnen“ ebenso wie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihre Philosophie vor und war stets interessiert an Neuerungen in und um ihre Branche, ohne jemals die eigene Unverwechselbarkeit zu opfern. „Beweglichkeit ist das Wichtigste: Elastizität ist Jugendlichkeit, Starrheit ist Alter“, lautete eines ihrer liebsten Zitate – ihr Leitsatz: „Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“

Gertraud Gruber – persönliche Schönheits-Empfehlungen

~ In sich ruhen, beweglich bleiben und
nichts übertreiben! ~

„In Japan gibt es ein Sprichwort, das besagt, man soll seine Haut behandeln wie ein geliebtes Kind. Das gefällt mir. Schützen Sie Ihre Haut, pflegen Sie Ihre inneren Organe. Essen Sie gute, naturbelassene Lebensmittel in einer ausgewogenen Zusammensetzung. Genießen Sie das Leben, seien Sie fröhlich, wach für Neues und vergleichen Sie sich nicht dauernd mit anderen. Frauen neigen dazu, jedes Körperteil einzeln zu kritisieren: „Uh, da schau die Oberarme, und da die blauen Adern am Bein. Und erst der Hals!“ – So ein Unfug. Wir sollten liebevoll und achtsam mit unserem Körper umgehen, damit „die Seele Lust hat, darin zu wohnen“, wie es die spanische Kirchenlehrerin Teresa von Avila gesagt hat.

Zwei Themen sind mir besonders wichtig. Zum einen: Streben Sie nach der goldenen Mitte. Jede Übertreibung ist von Übel und jede Untertreibung auch. Das gilt für alle Lebensbereiche. Wer Sport treibt wie ein Wilder, hat vielleicht einen stählernen Körper, aber eben auch ein verbissenes Gesicht. Wer vor lauter Nachdenken völlig vergeistigt ist, vergisst womöglich, dass es mal wieder Zeit ist, zum Friseur zu gehen. Und wer nur andauernd darüber sinniert, wie er sich möglichst gesund ernährt, schaut selten wirklich gesund aus.

Zum anderen: Bewegung und Beweglichkeit. Es ist eine Tendenz des Alters, schwerer zu werden. Nicht nur an Körpergewicht, sondern auch behäbiger in geistiger Hinsicht. Beides hängt miteinander zusammen und beidem kann man mit körperlicher Bewegung entgegenwirken. Das muss kein schweißtreibender Sport sein, es reichen ein zügiger Spaziergang, sanfte Gymnastik, Tanz, Yoga, eben alles, was unseren Kreislauf in Schwung bringt. Wer körperlich beweglich bleibt, ist es meistens auch geistig. Elastizität ist Jugend. Wer starr wird, wirkt alt.“

Gertraud Gruber hinterlässt ein einzigartiges Lebenswerk

Als weit über die Grenzen Deutschlands hinaus erfolgreiche Unternehmerin genoss Gertraud Gruber aller größte Anerkennung. Für ihr Wirken und ihr Lebenswerk ist sie mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, dem Bayerischen Verdienstorden sowie der Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft. Im Januar 2022 wurde Gertraud Gruber mit dem Bayerischen Verfassungsorden in Gold für ihr großartiges unternehmerisches und persönliches Engagement geehrt. Die Grande Dame de Ganzheitskosmetik und „Pionierin im Dienst der Schönheit“ wurde 100 Jahre alt.

Rottach-egern

Die unbekannte Gertraud Gruber

~ Zum Sein als Mensch gehört es auch, sich um andere zu kümmern ~

Unerschrockene Unternehmerin, Menschen- und Tierfreundin, bodenständig-bayerisch, weltoffen und neugierig, voller Humor und immer in Bewegung – unter den vielen Seiten von Gertraud Gruber gab es eine, über die sie selbst kaum je ein Wort verliert. Die Rottacher Unternehmerin war eine großzügige Stifterin und Sponsorin, in der Region und weit darüber hinaus. Ihre „Gertraud und Josef Gruber-Stiftung“ wurde gegründet „zum Wohle für Kinder, alte Menschen und Tiere“. Es macht mir Freude, mich zu engagieren. Ich muss nicht in Saus  und Braus leben. Ich habe meinen Hund, ein schönes Heim und gute Freunde. Das langt mir“, sagte die Unternehmerin lapidar. „Ich betrachte das als nichts Besonderes.“ Zum „Sein als Mensch“ gehöre es auch, sich um andere zu kümmern. Viele Projekte begleitete sie Jahrzehnte lang, zur eigenen Freude meist unbemerkt von der Öffentlichkeit. Eine Ausnahme bilden die beiden größten Projekte der vergangenen Jahre, die zugleich etwas über die geistig-spirituelle Seite der quirligen Unternehmerin erzählen:

~  Gertraud Gruber ermöglichte den Bau des Hospizes „Domicilium“ in Weyarn, in dem Sterbende ihr letztes, liebevolles Zuhause finden. Das Besondere: Hier leben die Helfer mit den Todkranken, sind immer für sie da – dieses persönliche Engagement hat Gertraud Gruber besonders imponiert.

~ 2003 öffnete in Holzkirchen (bei Würzburg) der „Benediktushof“ seine Pforten. Gertraud Gruber trug in erheblichem Maß dazu bei, dass das ehemalige Benediktinerkloster von Grund auf renoviert, umgestaltet und unter der Leitung des Benediktiners und Zen-Meisters Willigis Jäger (1925-2020) zu einem der europaweit größten Zentren für christliche Kontemplation, Achtsamkeit und Zen-Meditation wachsen konnte. In ihrem Grußwort zur Eröffnung formulierte sie: „Der Entschluss, mich für den Wiederaufbau und die Wiederbelebung des Benediktiner Klosters zu engagieren, (erforderte) Mut und (…) viel Vorstellungskraft. Doch mit jeder Reise vom Oberbayerischen ins Mainfränkische wuchs meine Überzeugung, dass hier unter der Obhut und Führung von Willigis Jäger ein neues Zentrum für den spirituellen Aufbruch unserer Zeit entstehen kann.“

Als Willigis Jäger im März 2020 verstirbt, schrieb Gertraud Gruber ins Kondolenzbuch:
„Er hat mich viel über den rechten Umgang mit dem Leben gelehrt. Seine Worte und Bilder über unser Dasein und den – im wahrsten Sinn des Wortes – tieferen Sinn des Lebens haben vielen Menschen geholfen, das Leben so anzunehmen, wie es ist, und damit achtsam umzugehen.“

Im liebevollem Gedenken

Sie wird in Gedanken und in unseren Herzen stets bei uns sein.